FBV  Freizeit- und Breitensportverband NRW e.V.

Positionspapier

Präambel

Seit der Gründung des FBV und der Antragsstellung zur Aufnahme in den Landessportbund hat sich eine intensive Diskussion über die Ausrichtung, Zielsetzung und inhaltliche Orientierung dieses Verbandes sowie über die Hintergründe seiner Entstehung entwickelt.

Insgesamt ist der Verlauf der Gespräche über die Aufnahme des neuen Verbandes in den LSB bislang gekennzeichnet von Unsicherheit bezüglich der Absichten, Verärgerung über andauerndes Vorwerfen von Mängeln und Fehlern sowie Angst vor Ressourcenverlust einerseits und hartnäckigem Fordern und Drängen sowie Ärger über jahrelange Ausgrenzung und Hinhaltestrategie andererseits. Diese Positionen scheinen sich derzeit unvereinbar gegenüber zu stehen.

Die folgenden Darstellungen sollen einen Beitrag zur stärkeren Versachlichung der Diskussion leisten. Insbesondere sollen sie aber der Aufklärung über die konkreten Ziele, Absichten und Interessen des FBV sowie der dahinterstehenden Motive dienen.

Möglicherweise werden sich nach der Lektüre dieses Papiers manche Sorgen der Fachverbände und des Landessportbundes bestätigen, vielleicht zeigen sich aber auch neue Lösungen für alte Probleme, gemeinsame Chancen und Perspektiven. Ganz bestimmt aber werden viele Unklarheiten beseitigt und für jeden das Profil unseres Verbandes schärfer.


Ausgangslage

Die Vereine können vor Ort als die wahren inhaltlichen und wirtschaftlichen Leistungsträger des organisierten Sports gelten. In ihnen findet ein wesentlicher Teil der Sportentwicklung statt. Deshalb kann die erforderliche Koordination auch nur wirklich sinnvoll mit den Vereinen erfolgen.

Hinzu kommt, dass der Landessportbund als Verband der Verbände auch juristisch nicht legitimiert ist, verbindlich Vereinsinteressen wahrzunehmen.

Insbesondere die Großvereine, die in der Regel mehrere hauptamtliche Mitarbeiter beschäftigen und vereinseigene Sportanlagen betreiben sowie die ständig steigende Zahl sogenannter "Schwellenvereine", die über die Einrichtung beider Faktoren intensiv nachdenkt, sind seit einigen Jahren in ihrer alltäglichen Arbeit gravierenden Einflüssen von Außen unterworfen.

Dazu gehören umwälzende Veränderungen z. B. im Gesundheitswesen, im Arbeits- und Steuerrecht, in der lokalen Wettbewerbssituation sowie in Haftungs- und Versicherungsfragen.

Die Vereine können ihre Stellung nur halten durch Flexibilität in ihrer Organisation und ihrem Handeln. Eine regelmäßige Weiterentwicklung der Kompetenzen ist deshalb unter fachlichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten lebensnotwendig.

Vor dem Hintergrund dieser Gesamtsituation fordern die Verbände die Vereine auf, nicht zu verzagen und sich mutig den Anforderungen zu Veränderungen in schwerer Zeit zu stellen.

Aber die Fachverbände und der Landessportbund selbst sind in Bezug auf strukturelle Reformen und ihre organisatorische Weiterentwicklung zum Teil starr und unwillig.

Durch das aktuelle Verteilungsverhalten bei finanziellen Mitteln werden sie zum größten Teil in dieser Haltung noch bestärkt.

Solange die Möglichkeit besteht die Mittel aus staatlichen Quellen in alleiniger Entscheidungskompetenz (Organisationsprinzip "Verband der Verbände") ohne wirkliche Beteiligung der Basisorganisationen, die die

Arbeit "in der Bevölkerung" leisten, zuzuweisen, ist echtes wirtschaftliches und reformorientiertes Handeln nicht zu erwarten.

Die meisten finanziellen Mittel werden ungerecht verteilt und von den Entscheidungsträgern überwiegend sich selbst zugewiesen. Knapper werdende Ressourcen gehen meist zu Lasten der Vereine. Ein derartiges finanzielles "Rundumsorglos-Paket" für die Fachverbände und den Landessportbund kann es vom Staat schon kurzfristig nicht mehr geben. Im übrigen erweist sich eine solche Situation in der Regel als schädlich für Eigeninitiative und Innovationskraft.

In Zukunft kommt es darauf an, mit dem gleichen finanziellen Aufwand wie bisher einen höheren Wirkungsgrad für die Sportentwicklung zu erzielen oder mit weniger Mitteln die gleichen Effekte wie bisher nachzuweisen. Das kann nur durch eine stärkere Beteiligung der Vereine erreicht werden.

Gerade die Großvereine haben sich in der Vergangenheit in wichtigen existentiellen Fragen selbst geholfen und viele grundlegende Aufgaben selbst übernommen.

Dabei sind Lösungen zu vielerlei Fragestellungen entstanden, die jedoch vertieft, angepasst und für alle gesichert und zugänglich gemacht werden müssen. Dazu wird ein organisatorischer Rahmen und entsprechende Ressourcen benötigt.

Auf einer solchen Grundlage wäre das von der Politik vertretene Konzept des "bürgerschaftlichen Engagements" im Sport in besonderer Weise umsetzbar und von den Vereinen gewollt: Z. B. durch die Übernahme kommunaler Sportanlagen oder die Einrichtung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen.

Das von einigen Fachverbänden als Ärgernis angesehene Problem der "unehrlichen" Zuordnung von Mitgliedern durch die Vereine im Rahmen der fachverbandlichen Bestandsmeldungen kann nur auf der Grundlage eines geeigneten Beitragssystem der Fachverbände gelöst werden.

Wenn die zu meldenden Vereinsmitglieder schon nicht an Wettkämpfen teilnehmen und damit weniger Aufwand verursachen muss ein Verband andere wertvolle Dienstleistungen anbieten können.

Dann sind die Vereine bereit und auch in der Lage einen angemessenen Beitrag zu zahlen. Das entspricht ihrer eigenen Beitragspolitik der zu folge für umfangreiche und qualifizierte Angebote hohe Beträge gefordert und gezahlt werden.

Die inhaltliche Arbeit des FBV für seine Mitgliedsvereine konzentriert sich vor allem auf die Bereiche Fitness und Gesundheitssport sowie das Vereinsmanagement.

Die Maßnahmen des FBV richten sich nicht an Mitglieder des wettkampfgebundenen Sports jeglicher Art, auch nicht an Teilnehmer sportartbezogener Aktivitäten. Dementsprechend gehören z. B. weder Thekenmannschaften im Fußball (Potential der Sportart "Fußball") noch Teilnehmer an Volksläufen und Lauftreffteilnehmer (Potential der Sportart "Leichtathletik") zur Zielgruppe unseres Verbandes.


Was fordern wir?

1. Unmittelbare formale Beteiligung in der Struktur des Landessportbundes ohne "Zwischenorganisationen" durch:

  • paritätische Berücksichtigung mit entsprechender Sitz- und Stimmenzahl in Hauptausschuss und Mitgliederversammlung
  • Sitz und Stimme in den Fachausschüssen
  • Delegiertenbestimmung nach selbstgewähltem System
  • eigenständige Festlegung eines Vizepräsidenten für das Geschäftsführende Präsidium in einem demokratischen Verfahren, analog zum Vorsitzenden der Sportjugend

2. Umverteilung finanzieller Mittel zugunsten der Vereine:

  • das Grundsportgeräteprogramm für Vereine muss deutlich aufgestockt und von unsinnigen Einschränkungen befreit werden.
  • das Investitionshilfeprogramm muss für Vereine und Verbände gleichberechtigt gestaltet werden: die Vereine können einen höheren Anteil als verlorenen Zuschuss erhalten, während die Verbände auch einen Anteil ihrer Zuwendungen als zinsloses Darlehen zurückzahlen müssen
  • Umgestaltung einiger Förderprogramme: weniger "Kleinbeträge" mit der "Gießkanne" bei hohem Aufwand für Verwendungsnachweise verteilen sondern mehr "Projektförderung", wer sich umfangreich engagiert wird auch umfangreich gefördert.
  • Bedingungen für die Bezuschussung von Verbänden und Vereinen durch den Landessportbund müssen dem Gleichbehandlungsgrundsatz folgen: Wenn Vereine von ihren Mitgliedern einen pro-Kopf-Mindestbeitrag nehmen müssen, muss das auch für die Fachverbände gelten.

3. Quantitative und qualitative Verbesserung der inhaltlichen Arbeit für die Belange der Großvereine durch:

  • deutliche Ausweitung und Spezialisierung von Beratungsleistungen, z. B. Planung von Baumaßnahmen
    • Betriebskostenplanung für Sportanlagen
    • Marketing- und Öffentlichkeitsarbeit
    • Arbeits-, Steuer- und Vertragsrecht
    • Führung und Bewirtschaftung von Vereinsrestaurants und Gaststätten
  • andere Kommunikationsmöglichkeiten als Ergänzung: onlinenewsletter für Großvereine; kurzfristige Tagesveranstaltungen aus aktuellem Anlass.
  • Ergänzung des aktuell praktizierten verbandlichen Qualifizierungskonzeptes um qualitativ hochwertige Aus- und Weiterbildungsangebote für das hauptamtliche Kernpersonal der Vereine, das bereits eine originäre Berufsausbildung und jahrelange Berufserfahrung besitzt (Führungskräfte, Sport- und Gymnastiklehrer, Therapeuten, Studioleiter und Trainer etc.).
  • deutlich verbesserte und nachhaltige Interessenvertretung in der Politik (z. B. Gesundheitswesen und Steuerfragen).
  • Unterstützung bei der Verbreitung von "bestpractice-Modellen" durch Beratungspartnerschaften zwischen Großvereinen und interessierten "Schwellenvereinen" in Verbindung mit theoretischen Ergänzungen durch Verbandsreferenten


Was bieten wir?

  • Mitwirkung bei der Auslastung der Sportschulen der Fachverbände indem die Großvereine vereinsinterne Qualifizierungsmaßnahmen und Klausurtagungen teilweise in diese Einrichtungen verlegen
  • große praktische Erfahrung im Management von Sportanlagen
  • modellhafte Führungsstrukturen in der Verbindung von Ehren- und Hauptamt auf die die Fachverbände zwecks Beratung verweisen und Kontakte vermitteln könnten.
  • modellhafte Strukturen im Sportbetrieb zur effektiven Kombination von Leistungs-, Freizeit- und Gesundheitssportangeboten.
  • praktische Beispiele bei der Einführung von Delegiertensystemen auf Vereinsebene.
  • viele dezentrale vereinseigene Sport- und Schulungsstätten in denen Fachverbände bei Bedarf an Wochenenden Qualifizierungsmaßnahmen durchführen könnten.
  • Durchführung von Modellprojekten für und mit den Fachverbänden zur Erprobung neuer Konzepte in der Zusammenarbeit lokaler Organisationen (z. B. Schule/Verein; Betriebe/Vereine; Krankenkassen/Vereine).
  • ein riesiges Potential hauptamtlicher Fachkräfte.

Die über Jahre gewachsene Kompetenz der Großvereine muss für die Entwicklung des organisierten Sports insgesamt nutzbar gemacht werden.


Ausblick

Die Notwendigkeit eines Veränderungsprozesses für das aktuelle System ist derart offensichtlich und zwingend das niemand sich ihm entziehen kann.

Der FBV strebt in diesem Sinn eine Kooperation an, die für alle Partner zukunftsfähig sein kann.

Wenn allerdings dieser Prozess als Konfrontation abläuft ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es am Ende nur Verlierer gibt. Deshalb sollten alle Beteiligten konstruktiv an der Gestaltung mitwirken, um die Chancen zu einer nachhaltigen Reform unter Berücksichtigung vieler Interessen zu nutzen.

Wir bieten dazu unsere Partnerschaft an.

 

Stand: Juni 2004 / Ernst Hengemühle


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